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Mittagessen kann mehr als den Hunger beseitigen

Gute Gründe für mehr Bio aus der Region in Kitas, Schulen und Kantinen

Immer mehr Städte setzen auf bioregionale Lebensmittel — gerade in Kitas und Schulen: Bremen hat 2018 einen Bio-Anteil von 60 % in Kitas und Schulen beschlossen und Berlin 2019 einen Anteil von 50 % in Schulen. Greifswald bietet in mehreren Kitas einen Bio-Anteil von über 75 % an. Vorreiter ist Kopenhagen, das bereits seit 2015 — sechs Jahre nach dem politischen Beschluss — einen Bio-Anteil von über 85 % in öffentlichen Mensen, Schulen und Kantinen schaffte. Das Fernziel lautet: so ökologisch und regional wie möglich. Und es gibt gute Gründe, sich für diese Umstellung zu entscheiden.

Gutes für's Klima

Klimaschutz ist heute eine der drängendsten Herausforderungen — auch beim Essen. Biobauern verbrauchen ein Drittel weniger Energie für die gleiche Menge Nahrung als konventionelle Bauern - vor allem weil sie biologischen Dünger statt Kunstdünger nutzen. Ihre Wiesen und Äcker bauen auch mehr Humus auf und binden so Kohlendioxid. Moorflächen, wie sie bei uns vor allem für die Tierhaltung verwendet werden, könnten viel Kohlendioxid binden, wenn sie durch fleischärmere Ernährung wieder vernässt werden könnten (Quelle: https://www.boell.de/de/fleischatlas)
Das ist wichtig, denn die Art, wie wir uns ernähren – vom Acker bis auf den Teller – ist für 25-30 % aller Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich (Quelle: WWF, 2012, https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klimawandel_auf_dem_Teller.pdf). In Deutschland gehen übrigens 69 % der Treibhausgase aus der Ernährung auf das Konto von Tierprodukten (Quelle: WWF, 2022, https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/besseresserinnen)

Schulküchen könnten ihre Treibhausgasemissionen um knapp die Hälfte reduzieren - mit 19 praxistauglichen Maßnahmen, darunter weniger Fleisch, weniger Abfälle und mehr bioregionale Erzeugnisse (Quelle: IZT 2019, https://elearning.izt.de/course/view.php?id=118).

Gutes für die Umwelt

Bioregionale Verpflegung hilft nicht nur dem Klimaschutz, sondern hat Vorteile für den gesamten ökologischen Fußbadruck. Der Ökolandbau braucht weder Kunstdünger noch Spritzgifte. Gedüngt wird mit Mist von Tieren und mit abwechslungsreichen Fruchtfolgen statt alljährlich gleichen Monokulturen. Schädlinge treten so von Natur aus weniger auf oder werden von Nützlingen wie dem Marienkäfer in Schach gehalten. Und der Boden bleibt dauerhaft fruchtbar – anders als in der konventionellen Landwirtschaft (Quelle: BLE 2017, https://www.ble-medienservice.de/3384/dem-oekolandbau-auf-der-spur).
Der Ökolandbau schont daher Insekten, Vögel, seltene Pflanzen sowie Grundwasser, Flüsse und das Meer. Das ist wichtig, denn derzeit gehen weltweit 70 % der Artenverluste an Land und 50 % derjenigen in Flüssen und Seen auf das Konto unseres Ernährungssystems. Dieses verursacht außerdem 80 % der globalen Entwaldung und über 50 % der Verluste an fruchtbaren Böden (WWF 2022; https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/besseresserinnen)

Gutes für die Wirtschaft in der Region

Derzeit wissen viele Großküchen oft nicht, woher ihre Rohstoffe im einzelnen eigentlich kommen. Ein Großteil der ökologisch erzeugten Rohstoffe aus Mecklenburg-Vorpommern – z.B. Fleisch, Gemüse, Obst und Getreide – wird an Betriebe in anderen Ländern oder Bundesländern verkauft, dort verarbeitet und dann zu höheren Preisen verkauft. Die Wertschöpfung kommt also anderen Regionen zugute. Wenn die Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln hier vor Ort steigt, können hiesige Unternehmen ihre Kapazitäten steigern.
Das ist wichtig, denn die Gewinne bleiben dann in der Region. Außerdem werden wir weniger abhängig von Importen aus anderen Ländern.
Übrigens: Der Einkauf von regional erzeugten Nahrungsmitteln hat nur dann einen Nutzen für das Klima, wenn saisonale Produkte von Erzeuger:innen erworben werden, die umweltverträgliche Produktionsverfahren nutzen wie im Ökolandbau, denn die CO2-Einsparungen durch kürzere Transportwege sind gegenüber konventioneller Massenware oft unerheblich.

Gutes für die Gesundheit

Nicht alle Lebensmittel sind gleich gesund – daher ist auch nicht jedes Bio-Lebensmittel automatisch gesund, z.B. Schokolade. Sicher ist aber, dass sich auf Biogemüse, -obst und -getreide kaum Pestizidrückstände finden, denn es werden beim Anbau keine eingesetzt. Außerdem enthält Gemüse aus ökologischer Landwirtschaft weniger Nitrat, das beim Kochen in krebserregende Stoffe umgewandelt werden könnte und auch weniger Wasser. Die Nährstoffgehalte in Biogemüse und –obst sind daher tendenziell höher (Quelle: Futura Science, 2021, https://www.futura-sciences.com/de/ernaehrung-ist-bio-gesund-das-sagt-die-wissenschaft_7769/)
Bio-Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ist kaum belastet mit antibiotikaresistenten Bakterien, weil Antibiotika in der artgerechten Tierhaltung nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen dürfen.
Das ist wichtig, denn gerade Kinder sollten wir vor potentiell schädlichen Stoffen im Essen schützen.

Ernährungswende jetzt!

Kitas, Schulen und kommunale Kantinen sind wichtig für die Ernährungswende. Bis 2030 wollen wir in Deutschland von derzeit 10 % Ökolandbauflächen auf 30 % kommen – dazu müssen wir jetzt anfangen umzustellen, denn die Umstellung dauert mehrere Jahre.

Übrigens: Essen mit einem Einstiegsanteil von 20 % an regionalen Bio-Produkten kann zu ähnlichen Preisen wie konventionelles angeboten werden - mit angepassten Speiseplänen, weniger tierischen und weniger verarbeiteten Produkten (Quelle: BLE Bonn, 2020, https://www.ble-medienservice.de/3378/bio-verpflegung-in-kindertagesstaetten-und-schulen)

Frag doch mal nach, wann in deiner Menda oder Kantine der Anteil bioregionaler Zutaten erhöht wird und was Du tun kannst, um dabei zu helfen!

https://stadtgestalten.org/MehrBio/mittagessen-kann-mehr-als-den-hunger-beseitigen/

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